Vortrag Akademie der bildenden Künste
Kunst- und Kulturwissenschaften
Die frühen weiblichen Selbstporträts sind Ich-Porträts – aus dem Spiegel gemalt. Ihre Bestimmung ist aber nicht die selbstgenügsame Reflexion, die uns der Mythos von Narziss erzählt. Sie fordern vielmehr Wahrnehmung der Frauen in ihrer Profession als Malerinnen und dienen der Ich-Findung der Künstlerinnen. Das Erkennen im gespiegelten Bild ist für die Subjektwerdung des Menschen von entscheidender Bedeutung. Mit dem Aufkommen der Abstraktion taucht vermehrt das Subjekt des Unbewussten in der Malerei auf, das unser Begehren beinhaltet. In den Vordergrund rückt ein Darstellungssystem, das emotionale Zustände erforscht und über das bekannte Symbolisierungspotential hinausgehend Selbstentwürfe und Gestaltungsprozesse aufzeigt. Es umgeht die Abbildungsfunktion und führt zu einem neuen Bild. Der Blick richtet sich nach innen, um ihn ins Allgemeine überzuführen.